Autorin: Jinan Yousef
Wenn man die Namen Allahs lernt, ist es wichtig zu verstehen, dass Allah nicht nur von Zeit zu Zeit ein Attribut hat. Wenn wir eine Freundin als streng und gütig beschreiben, meinen wir damit nicht, dass sie manchmal gütig und manchmal streng ist. Sie ist beides zur gleichen Zeit. Ein Attribut löscht nicht das andere aus, sondern sie «arbeiten» in Harmonie zusammen. Daher ist es wichtig Allahs Namen und Attribute nicht auf diese Art aufzugliedern. Man sollte vielmehr Allah gesamtheitlich verstehen. Die heutigen beiden Namen sind diesbezüglich wichtig, denn wir werden unsere Beziehung mit Allah verbessern, wenn wir verstehen wie diese Namen mit Seinen anderen Namen in Verbindung stehen.
Der erste Name ist Al-‘Aliim- der Allwissende. Er weiss was ist und was es geben könnte, was war und was hätte sein können. Al-Ghazali sagt: «Seine Perfektion liegt darin alles durch Wissen umfassend zu verstehen: das Offenkundige und das Versteckte, das Kleine und das Grosse, das Erste und das Letzte, der Anfang und das Ende»
Sheikh Ratib an-Nabulsi lehrt uns, dass der Unterschied zwischen Allahs Wissen und menschlichem Wissen darin liegt, dass wir Wissen durch unsere Sinne und Erfahrungen erwerben müssen. Allahs Wissen hat dagegen keinen Anfang und kein Ende, und es basiert auch nicht auf Versuchen und Fehlern. Allah sagt uns im Quran:
«Er verfügt über die Schlüssel des Verborgenen; niemand kennt sie ausser Ihm. Und Er weiss, was auf dem Festland und im Meer ist. Kein Blatt fällt, ohne dass Er es weiss, und es gibt kein Korn in den Finsternissen der Erde und nichts Feuchtes und nichts Trockenes, das nicht in einem deutlichen Buch verzeichnet wäre.» (Quran, 6:59)
Der Allwissende kennt sogar jedes Blatt, das zu Boden fällt. Er weiss, was unsere Seelen uns zuflüstern und Er ist «uns näher als die Halsschlagader». Er weiss also was wir gerade durchmachen, was du fühlst. Dein Herr vergisst auch nicht. Daher glaube nie, dass etwas, das du getan hast für die Katz war. Er weiss, wenn du dich um Seinert Willen selbst davon abgehalten hast etwas Schlechtes zu tun. Wenn du das Resultat deiner Wahl noch nicht sofort siehst, glaube nicht, dass es unbemerkt blieb. Denn einige Dinge brauchen Geduld und Standhaftigkeit. Allah bringt uns dies mit der Zeit bei. Allah sagt:
«Doch vielleicht hasst ihr etwas und es ist gut für euch; und vielleicht liebt ihr etwas und es ist schlecht für euch. Und Allah weiss, während ihr nicht wisst.” (Quran, 2:216)
Der zweite Name ist al-Hakiim, der verwandt ist zum Wort hakam: urteilen. Nach al-Ghazali ist al-Hakim, derjenige, der Weisheit besitzt. Und Weisheit besteht «aus dem Wissen über die exzellentesten Dinge gesammelt durch das Instrument des höchsten Zweiges des Wissens». Um zu urteilen, braucht man Wissen, auf das man ein Urteil basieren kann.
Ein Name bezieht sich darauf zu wissen, der andere darauf dieses Wissen anzuwenden. Allah ist sowohl Allwissend, als auch Allweise. Er besitzt das gesamte Wissen. An-Nabulsi erwähnt, dass Er «die richtige Sache auf die richtige Art, am richtigen Ort und zu rechten Zeit macht.»
Wir beschreiben Allah als al-Mujib (der Erhörer), al-Wakil (der Vertrauenswürdige) und al-Fattah (der Eröffner). Manchmal arbeiten wir hart an etwas, das wir erreichen wollen und sind absolut sicher, dass der Besitzer dieser Attribute uns helfen wird. Doch dann entwickelt sich alles anders und wir haben nicht das gewünschte Resultat. Bei einigen führt das dazu, dass an ihrem Iman («Glauben», der auf Wissen beruht) gerüttelt wird. Einige fühlen sich betrogen oder verlassen. Doch das ist darum so, weil wir etwas ausser Acht lassen: Er ist der Allweise und der Allwissende. Er gab dir etwas aus dem Grund nicht, weil Er weiss was am besten für dich in diesem und im nächsten Leben ist. Wir glauben manchmal zu wissen, doch wir besitzen nicht die absolute Wahrheit. Und zu verstehen, dass Er weiss was das beste Resultat sein sollte, ist wahres Tawakul (Gottesvertrauen).
Können wir uns vorstellen in den Schuhen des Propheten (Friede und Segen seien auf ihm) zu stecken, als er Schutz von den Leuten von Ta’if suchte? Er musste gedacht haben: «Mit Sicherheit wird Allah mich erhöhren». So geht er nach Ta’if und wird auf die brutalste und gemeinste Art abgewiesen. Doch er zweifelt nie an Allah, nicht für eine Sekunde. Sein Dua (Bittgebet) besteht darin Allah konstant zu sagen: «Wenn du mir nicht zürnst, dann kümmert mich nichts». Er zweifelt also nie. Er fährt mit der Arbeit fort. Die Weisheit dahinter war, dass sich Medina besser (als Taif) für ihn erweisen sollte. Und die Lektion für uns ist, dass egal was Menschen tun, wenn du auf dem Weg der Wahrheit wandelst, wird Allah immer mit dir sein.
Wenn also Dinge nicht so laufen wie wir wollen, müssen wir unser Vertrauen in Jenen stecken, der wirklich weiss, was am Besten ist. Ich habe einmal das Istikharagebet (Gebet um Rechtleitung) verrichtet für einen Job, den ich nicht wirklich annehmen wollte. Doch alles hat mich dazu gedrängt ihn anzunehmen. Es war nicht ein Job, den ich langfristig machen wollte, doch zu der Zeit war es meine einzige Möglichkeit und alles schien darauf hinzudeuten, dass ich den Job nehmen sollte. Ich war nicht sehr glücklich darüber, aber habe versucht mich damit abzufinden. SubhanAllah, durch diesen Job wurde mir eine Tür geöffnet für die Sache, die ich eigentlich machen wollte. Ich lernte dabei, dass Allah Wissen hat und ich nicht. Ich bin mir sicher, dass viele von uns etwas ähnliches erlebt haben.
Mit Allahs Namen zum Leben erwachen
Die erste Lektion ist, dass das Verständnis dieser beiden Namen unseren Iman in Allah, Seine Namen und Attribute verstärken soll. Die Namen sind alle miteinander verbunden, und sobald wir sie wirklich verstehen und versuchen nach ihnen zu leben, wird unser Iman in Allah wachsen, da wir die Manifestationen Seines Namens in unserem Leben sehen.
Die zweite Lektion ist Bescheidenheit. Immer wenn Abu Bakr (Möge Allah mit ihm zufrieden sein) gelobt wurde, sprach er folgendes Gebet:
«Oh Allah! Du kennst mich besser, als ich mich selbst; und ich kenne mich selbst beser als sie mich kennen. Oh Allah! Mach mich besser, als was sie über mich sagen, vergib mir wovon sie nicht wissen und ziehe mich nicht zur Rechenschaft für das, was sie über mich sagen.» (Ibn Athiir)
Wir alle kennen unsere eigenen Fehler besser als andere. Und es gibt einige Fehler, bei denen wir uns nicht bewusstmachen, dass Allah sie kennt. Es ist wichtig bodenständig zu bleiben. Egal was für gute Menschen aus uns werden mögen, Allah ist der Allwissende und wir können uns immer verbessern. Die Dua der Engel im Quran diesbezüglich ist wunderschön:
«Sie sagten: Preis sei Dir! Wir haben kein Wissen ausser dem, was Du uns gelehrt hast. Du bist ja der Allwissende und Allweise.» (Quran, 2:32)
Es ist wichtig, das Gute stets Allah zuzuschreiben, weil wahrlich alles Gute von Ihm allein stammt. Und wie wir wissen erhöht Allah jene in Seiner Gunst, die stets dankbar sind. Letztlich ist das beste Wissen, das Wissen über Allah. Al-Ghazali sagt: «Derjenige, der alles weiss, aber darin scheitert Allah zu kennen, kann nicht als eine weise Person bezeichnet werden.» Wir werden im Quran dazu ermutigt unser Wissen zu mehren:
«[…] und sag: Mein Herr steigere mein Wissen» (Quran, 20:114)
Zudem wird Wissen gelobt, wenn Allah uns sagt:
«[…] und wem da Weisheit gegeben wurde, dem wurde hohes Gut gegeben» (Quran, 2:269)
Es ist also allgemein wichtig kontinuierlich zu lernen, um seinen Stand in dieser Dunya zu verbessern. Doch genauso wichtig, wenn nicht sogar wichtiger, ist es stets unser religiöses Wissen und unser Wissen über Allah frisch zu halten, denn das hilft uns diese Dunya zu verstehen.
Wir bitten Allah unser nützliches Wissen und unseren Iman zu steigern.
Originalartikel:
http://www.virtualmosque.com/ummah/community/al-qaabid-al-baasit/