Autorin: Jinan Yousef
Im vorletzten Artikel haben wir diskutiert wie Allah der Verleiher von Gaben ist (al-Wahhab). Wir haben erwähnt, dass die grundlegende Eigenschaft eines Geschenks darin liegt, dass es gegeben wird ohne eine Gegenleistung zu erwarten und es aus Liebe und Barmherzigkeit gemacht wird. Ebenfalls dient ein Geschenk als eine Erinnerung, dass wir einen Herrn haben, der sich um uns sorgt.
Alhamdulillah (Alles Lob gebührt Allah), erkennen viele von uns diese Geschenke, wenn wir sie erhalten. Zugleich sind wir aber mit Sorgen geplagt über unsere derzeitige und zukünftige Versorgung. Der Stellenmarkt ist am Boden, wie werde ich einen Job bekommen? Wie werde ich meine Kinder ernähren? Wie kann ich heiraten, wenn ich nicht genug Geld verdiene? Endlose Sorgen schwirren durch unsere Köpfe. Und genau hier, bei diesem Punkt kommt ar-Razzaq ins Spiel.
Was ist Rizq?
Um Allah’s Namen ar-Razzaq zu verstehen, müssen wir zuerst verstehen was Rizq bedeutet. Rizq bezeichnet alles Nützliche in unserem Leben, das uns zugeteilt wurde. Allah ist also ar-Razzaq; derjenige der Rizq erschafft und es zu Seiner Verantwortung macht, den vorbestimmten Rizq an Seine Diener zu verteilen. Da Er ar-Razzaq ist, und nicht ar-Raaziq, bedeutet dies, dass er jeden versorgt. Sei es ein Muslim oder Nichtmuslim, eine Frau oder ein Mann. Er versorgt die Menschen, die Tiere und die Pflanzen. Seine Versorgung umfasst alle Dinge auf der Welt. Allah sagt in der Sure 11 Vers 6:
«Und es gibt kein Geschöpf auf der Erde, ohne dass Allah sein Unterhalt obläge. Und Er kennt seinen Aufenthaltsort und seinen Aufbewahrungsort. Alles ist in einem deutlichen Buch verzeichnet»
Dies ist eine Aussage von Allah. Er erklärt, dass die Versorgung Seiner Geschöpfe in Seiner Verantwortung liegt. Und falls wir noch daran zweifeln sollten, schwört Allah einen Eid auf die Himmel und die Erde. Er sagt in der Sure 51 in den Versen 22 bis 23:
«Und im Himmel ist eure Versorgung und das, was euch versprochen wird. Beim Herrn des Himmels und der Erde, das ist gewiss so wahr, gleichermassen wie ihr sprechen könnt»
Der Prophet (Friede und Segen auf ihm) sagte, dass keine Seele sterben wird bis sie den gesamten Rizq erhält, die für sie bereits zugeteilt wurde (Ibn Hibban). Das Betrachten der Himmel und der Erde, sowie des Regens und des Wachstums der Pflanzen, sollte uns genug Beweis dafür sein. Wir halten es für selbstverständlich, dass dies die natürliche Ordnung der Dinge ist. Aber man darf nicht vergessen, dass es Allah ist, der diese natürliche Ordnung der Dinge bestimmt hat. Wenn Er also dieses System erschaffen hat, das Rizq für alle Geschöpfe bereithält, wie kann es sein, dass Er dich nicht versorgen wird? Zumal er über das menschliche Wesen gesagt hat: «Wir haben wahrlich die Kinder Adams geehrt» (Quran 17:70). So selbst wenn du glaubst, dass deine Versorgung nur sehr langsam zu dir kommt, erinnere dich daran, dass was auch immer für dich geschrieben steht, dir zuteilwird. Deine Verantwortung liegt jetzt noch in der Art und Weise wie du nach deinem Rizq strebst.
Was kann man nun spezifisch als Rizq bezeichnen? Wenn man Rizq erwähnt, denken viele Menschen nur an Geld. Aber Rizq umfasst alles, was nützlich ist. So kann es Geld oder jede materielle Sache dieser Welt sein. Aber es kann auch eine Emotion sein. Oder eine spirituelle Rizq. Rizq kann es sein, wenn eine Person zu nützlichen Vorträgen geht, sich mit guten Menschen umgibt und seine guten Taten vermehrt. Und Allah wird die Stufe eines Menschen dadurch erhöhen.
Sich Abmühen: Eine Voraussetzung für Rizq
Dies ist der Kern unserer Lektion heute: die Lektion des sich Abmühens. Unser Rizq wird nicht kommen, wenn wir nichts dafür tun. Das ist der grundlegende Unterschied zwischen hiba -ein Geschenk- und Rizq. Unser Rizq ist zwar für uns festgeschrieben, aber um die Tür zu öffnen, muss man so dafür arbeiten, als ob die Rizq davon abhängen würde wie hart man sich dafür abmüht. Im Herzen dagegen weiss man, dass nichts kommen wird ausser was Allah für einen festgeschrieben hat.
Und dies ist der Grund, wenn wir wahrhaftig an ar-Razzaq glauben, dass wir nie versuchen unseren Unterhalt mit Dingen zu erwerben, die haraam (verboten) sind. Falls wir wirklich daran glauben, dass die Dinge, die festgeschrieben sind uns erreichen werden, dann wissen wir, dass wir uns keinen unethischen Mitteln bedienen müssen, um unseren Unterhalt zu erwerben. Wir arbeiten so gut wir können, in einer Arbeit, die für uns Muslime mit unserem Glauben vereinbar ist, und wissen dabei, dass Allah es ist, der für uns sorgt. Selbst dann, wenn jeder um uns herum verdorbene Dinge tut.
Das Beispiel Hajars (Friede sei auf ihr) zeigt uns das ganz deutlich. Sie ist verloren, mitten in der Wüste. Ihr Säugling weint vor lauter Hunger und ihr Proviant ist zuneige gegangen. Sie rennt sieben Mal zwischen den beiden Hügeln Safa und Marwa hin und her auf der Suche nach etwas, irgendetwas. Und Allah belohnt ihre Anstrengung und ihr Abmühen mit dem Brunnen Zamzam, von dem wir bis zum heutigen Tage Nutzen ziehen. Wenn wir zur Umrah oder Hajj (Pilgerfahrt) gehen, verrichten wir den Sa’y, was „sich abmühen“ bedeutet, und begeben uns dadurch in die Fussstapfen von Hajar (Friede sei auf ihr), auf dass wir die Lektion des sich Abmühens mit all unseren zu Verfügung stehenden Mitteln nie vergessen. Diese Geschichte illustriert zudem perfekt das Konzept von Rizq. Die Versorgung kam durch ein Mittel, dass sie sich nicht mal vorstellen konnte. Sie hat ihren Teil gemacht- und Allah gab ihr, was für sie festgeschrieben war. Diese Geschichte ist besonders eine Lektion für diejenigen von uns, die sagen, dass es nichts mehr gibt, was man tun kann. Doch es gibt immer etwas, dass man tun kann. Selbst wenn wir nur danach streben produktiv zu sein, werden wir dafür belohnt, da wir gezeigt haben, dass wir es ernst meinen mit unserer Anstrengung. Allah gibt dir dann deinen Rizq durch die Mittel nach denen du gestrebt hast. Oder er gibt dir deinen Rizq durch einen komplett anderen Weg. Dies um dir zu zeigen, dass deine Versorgung allein in Seinen Händen ist.
Ich kannte jemanden, der zwar dringend einen Job brauchte, sich dabei aber treu bleiben wollte, indem er sich nicht nur wegen Geld für eine Stelle beworben hatte. Dieser Freund bewarb sich für Positionen, die er es als ethisch empfand und die mit seinen Interessen in Übereinstimmung standen. Doch er erhielt eine Absage nach der anderen. Dies ging für Monate so weiter, doch mashaAllah (was Gott will), dieser Freund hat nie seine Hoffnung verloren. Wie aus dem Nichts, kontaktiere ihn dann eine Organisation, obwohl er sich bei ihr nicht beworben hat. Man könnte jetzt den Schluss ziehen, dass es nicht nötig war, dass er sich für all die anderen Stellen beworben hat. Aber doch tat er es. Denn dies hat gezeigt, dass er es ernst meint. Und Allah sandte seinen Rizq in der Form eines Jobangebots für das er sich nicht beworben hat hinab. Nur um zu zeigen, dass Rizq alleine von Ihm kommt. Daher ist die Erkenntnis, dass Rizq garantiert ist, keine Entschuldigung faul zu sein. Niemand kannte ar-Razzaq besser als der Prophet (Friede und Segen sei auf ihm), und es gibt keinen Moment in seiner Sirah (Biographie) wo er eine pessimistische Einstellung an den Tag legte. Sein Beispiel ist für uns das beste Vorbild, da er uns zeigt, was es heisst volles Vertrauen darin zu haben, dass er alles erhält, was Allah für ihn festgeschrieben hat. Aber doch hat er stets geplant, tief nachgedacht und nach der Meinung anderer Leute gefragt, wann er etwas unternahm.
Wie verhält es sich aber mit Leuten, die anscheinend keinen Rizq bekommen? Warum verhungern Menschen?
Es mag für manche naheliegend sein, dass Gott nicht versorgt. Wenn man Bilder von Kindern sieht, die in Afghanistan erfrieren oder in Somalia verhungern, kann man sich die Frage stellen: «Wo ist der Rizq?». Jedoch verstehen wir nicht, dass es für unsere Taten Konsequenzen gibt. Allah erinnert uns, dass wenn wir nicht mit Gerechtigkeit herrschen, sich Schändliches auf der Erde verbreitet. Verschwendung von Ressourcen, verletzen von Menschenrechten und das Horten von Reichtum sind Dinge, die in unserer Religion verhasst sind. Allah warnt uns streng davor diese Dinge zu begehen. Wir können also nicht Allah dafür anklagen, dass wir ein System erschaffen haben, dass genau das Gegenteil von dem ist, was Allah uns befohlen hat. Die Prüfung dieser armen Leute ist daher ihre Erschwernis in diesem Leben (auch wenn ar-Razzaq sich auf Arten manifestiert, die wir uns nicht vorstellen können) und unsere Prüfung liegt darin, dass wir darin versagen ihnen aus ihrer Lage zu befreien.
Einer der Dinge, die uns davon abhält unseren Rizq zu erhalten, sind unsere Sünden. Aber man kann hier jetzt einwenden, dass viele sündhaft erscheinende Leute anscheinend Rizq erhalten. Gibt es also da überhaupt eine Korrelation? Doch wenn wir nur das sehen, dann sind wir oberflächlich. Diese Menschen haben vielleicht ihren materiellen Rizq erhalten, doch Allah verwehrt ihnen vielleicht ihren spirituellen Rizq. Und das ist viel schlimmer. Umso mehr, wenn wir die Gaben, die wir erhalten haben, in verbotenen Wegen verwenden.
Nun da wir ar-Razzaq kennen, wie können wir die Bedeutung dieses Attributs leben?
Wir haben auf zwei Dinge hingewiesen, die man tun soll um unsere Versorgung zu erhalten. Erstens sollen wir nicht nach haram Mitteln greifen, da das auch verhindert, dass unser Dua (Bittgebet) von Allah beantwortet wird. Das Zweite liegt der darin hart zu arbeiten. Es gibt aber noch einen dritten Aspekt, der wichtig ist. Es ist eine innere Dimension namens Reda. Reda bezeichnet die Zufriedenheit mit dem, was Allah einem gegeben hat. Das bedeutet, dass man keinen Groll im Herzen gegenüber Allah hegen sollte für Dinge, die man erfahren hat. Man empfindet keinen Zorn gegen Allah, wenn man sich abmüht, doch es so scheint, dass unsere Arbeit keine Früchte trägt. Wir sind zufrieden damit, was Allah für uns festgeschrieben hat. Das was wir haben, ist bereits mehr als genug. Der Prophet (Friede und Segen sei auf ihm) erinnert uns warum wir zufrieden sein sollten:
«Wer von euch sicher in seinem Heim aufsteht, einen gesunden Körper hat und nur die blosse Menge Nahrung, die er für den Tag benötigt, besitzt, dann ist es so, als wäre für ihn die gesamte Welt eingefangen und mit allem, was darin ist (Tirmidhi).
Wir sollten es vermeiden Menschen zu sein, die Allah im Quran wie folgt beschreibt:
Und unter den Menschen gibt es manchen, de Allah nur am Rande dient. Wenn ihn etwas Gutes trifft, ist er damit beruhigt, doch wenn ihn eine Versuchung trifft, macht er eine Kehrtwende. Er verliert das Diesseits und das Jenseits. Das ist der deutlich Verlust.» (Quran 22:11)
Wie man den Riqz vermehrt
Sheikh Ratib an-Nabulsi listet verschiedene Wege auf, wie man seinen Rizq vermehren kann. Sie sind hier zusammengefasst:
Taqwa (Gottesbewusstsein):
«[…] Und wer Allah fürchtet, dem schafft Er einen Ausweg und gewährt ihm Versorgung von wo (aus) er damit nicht rechnet […]» (Quran 65: 2-3)
Tawakul (Gottesvertrauen):
«[…] Und wer sich auf Allah verlässt, dem ist Er seine Genüge. Allah wird gewiss (die Durchführung) seiner Angelegenheiten erreichen. Allah legt ja für alles ein Mass fest.» (Quran, 65:3)
Die Verwandschaftsbande pflegen:
Der Prophet (Friede und Segen sei auf ihm) hat gesagt: «Wer auch immer möchte, dass sein Rizq vermehrt wird und sein Leben verlängert, sollte die Verwandschaftsbande pflegen». (Bukhari)
Dankbarkeit:
«Und als euer Herr ankündigte: Wenn ihr dankbar seid, werde Ich euch ganz gewiss noch mehr (Gunst) erweisen. Wenn ihr jedoch undankbar seid, dann ist meine Strafe fürwahr streng.» (Quran, 14:7)
Um Vergebung bitten und Reue zeigen:
«Ich sagte: Bittet euren Herrn um Vergebung- Er ist ja Allvergebend-, so wird Er den Regen auf euch ergiebig (herab)senden, und euch mit Besitz und Söhnen unterstützen und für euch Gärten und für euch Bäche machen.» (71:10-12)
Spenden:
Wer ist es denn, der Allah ein schönes Darlehen gibt? So vermehrt Er es ihm um ein Vielfaches. Allah hält zurück und gewährt, und zu Ihm werdet ihr zurückgebracht.» (Quran, 2:245)
Rezitieren des Quran:
Der Prophet (Friede und Segen sei auf ihm) hat gesagt: «Das Haus, in dem der Quran rezitiert wird, gewinnt an Gutem und das Haus, in dem der Quran nicht rezitiert wird, verliert an Gutem» (Al-Bazzar)
Das Migrieren für Allah:
«Wer auf Allahs Weg auswandert, wird auf der Erde viele Zufluchtsstätten und Wohlstand finden. Und wer sein Haus auswandernd zu Allah und Seinem Gesandten verlässt, und den hierauf der Tod erfasst, so fällt es Allah zu, ihm seinen Lohn (zu geben). Allah ist Allvergebend und Barmherzig.»(Quran, 4:100)
Möge Allah uns zu jenen machen, die Ihn kennen, die auf seinem Weg sich abmühen und die das Paradies der Zufriedenheit auf dieser Erde schmecken dürfen.
Originalartikel: http://www.virtualmosque.com/personaldvlpt/overcoming-hardships/al-fattah-he-who-opens-all-things/